“Die Mörder sind unter uns“ als medialer Erinnerungsort im Kontext medialisierter interkultureller Kommunikation. In: Interkulturelle Kommunikation. Perspektiven einer anwendungsorientierten Germanistik. Beiträge einer internationalen Fachkonferenz in Kairo (9. Bis 12. November), hrsg. v. Eckhard Czucka und Eva Neuland.

Diaa Elnaggar;

Abstract


Die Arbeit befasst sich mit der Beziehung zwischen der zunehmenden Visualisierung im medialen Zeitalter und dem Einsatz von Filmen im Sprachunterricht. Einerseits nimmt der Mensch seine Umwelt zu etwa 70% bis 80% über das Visuelle wahr und nur zu knapp 13% auditiv. Andererseits eignet sich der Einsatz von Filmen insbesondere für die Vermittlung authentisch zielsprachlicher, landeskundlicher und fremdkultureller Informationen.
Dabei sind zwei Gegen¬stands- und Problembereiche feststellbar: Zum einen repräsentieren und verarbeiten die medialen Darstellungen interkultureller Kommunikationssituationen, die lebensweltliche Verhältnisse in vielfälti¬ger Weise beeinflussen, aber diese zugleich auch stilisieren und somit prägen, d.h. das kommunikative Rollenverhalten von Individuen und Gemeinschaften; und zum anderen den interkulturellen Transfer von Medienangeboten und Darstellungsformen, dem im Zuge der ökonomischen und kulturellen Globalisierung eine zunehmende Bedeutung zukommt.
Die Arbeit will diese Aspekte am Beispiel des ersten Spielfilms nach dem zweiten Weltkrieg „Die Mörder sind unter uns“ erläutern. Dieser Schwarz-Weiß-Filmstreifen gilt als die erste deutsche Produktion nach dem 8. Mai 1945. Er wurde zum ersten Mal am 15. Oktober 1946 gezeigt, d.h. fast 18 Monate nach der Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945.
Über diesen filmgeschichtlichen Aspekt hinaus ist der Film ein doppelter Erinnerungsort, nicht nur im deutschen Filmgedächtnis, sondern auch im gesamtdeutschen, west- sowie ostdeutschen Gedächtnis, so dass der Titel dieses "Trümmerfilms" in den Alltagsgebrauch Einzug gefunden hat, wie man dies im Duden lesen kann. Bis zum Ende der vierziger Jahre sahen mehr als fünf Millionen Menschen den Film. Aber auch international fand dieser Film große Anerkennung. Der Film wurde in der Nachkriegszeit in 23 Ländern gezeigt.
Der Film "Die Mörder sind unter uns" mit dem in Deutschland eine neue Filmkultur aufgebrochen ist, bietet im Rahmen medialisierter interkultureller Kommunikation anregende film- und kulturgeschichtliche Aspekt über das Trümmer-Deutschland und die Entnazifizierung des deutschen Lebens, zumal der Filmregisseur Staudte wegen knapper Geldmittel das zerbombte Berlin als realistische Filmkulisse benutzen und das Ende des Films ändern musste, damit die Nachkriegsmenschen diesen Schluss nicht als offene Aufforderung zur Selbstjustiz auffassten.
Der Film eignet sich insbesondere für interkulturelle Reflexionen. Das Hauptmotiv des Films "Man hat kein Recht zu richten, aber die Pflicht zur An¬klage" ist gerade für eine Region wie den Nahen Osten, in dem noch Rachesucht ein akutes soziales Problem darstellt, von aktueller Brisanz. Außerdem sind die Bilder, vor allem authentische, wie sie der Film bietet, aussagekräftiger und eindrucksvoller. Durch diesen medialen Beitrag kann man sich die verheerenden Folgen des Krieges vor Augen führen und die Bedeutung des Friedens und Friedensdenkens in einer Krisenregion wie dem Nahen Osten hervorheben.


Other data

Title “Die Mörder sind unter uns“ als medialer Erinnerungsort im Kontext medialisierter interkultureller Kommunikation. In: Interkulturelle Kommunikation. Perspektiven einer anwendungsorientierten Germanistik. Beiträge einer internationalen Fachkonferenz in Kairo (9. Bis 12. November), hrsg. v. Eckhard Czucka und Eva Neuland.
Authors Diaa Elnaggar 
Issue Date 2011
Publisher IUDICIUM Verlag München

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