Die Suche nach einer neuen Heimat in Yadé Karas „Selam Berlin“

Reem El-Ghandour;

Abstract


Heimat ist ein immer wieder thematisierter Aspekt im Zusammenhang von Migrationsliteratur. Viele Deutsche mit Migrationshintergrund haben Schwierigkeiten mit diesem Begriff, denn Heimat umfasst sowohl das individuelle Empfinden als auch die kollektive Identität. Ziel dieser Arbeit ist die Analyse der Raumdarstellung in deutschsprachiger Literatur im Kontext der neuen Heimat der Migranten am Beispiel des Romans Yadé Karas „Selam Berlin“ (2003). Der Roman konzentriert sich auf die Verbindung des Raumkonzepts mit der Metapher Heimat sowie mit der Migrationsperspektive und beschreibt die symbolische Grenze, sowie auch Grenzüberschreitung. Im Beitrag soll danach gefragt werden, welche Bedeutung die Räume im Text für die Figuren der verschiedenen Migrationsgenerationen, ihre Heimatauffassung und ihre raumbezogene Identitätsbildung haben. So werden literarische Ansätze wie Jurij Lotmans narratologisches Grenzmodell und das Semiosphäre-Modell, Homi Bhabhas Dritter Raum und Marc Augés Theorie der Nicht- Orte herangezogen, um die spezifische Funktion von Räumen und ihre Bedeutung für die menschliche Identität, sowie ihr Verhältnis zur Dichotomie von Heimat und Fremde im ausgewählten Text zu untersuchen.
Die folgende Hypothese steht im Zentrum der Analyse: In der Ferne und Fremde ist Heimat spürbar, aber nicht immer erreichbar. Der Dritte Raum sowie die Grenzüberschreitungen im Kontext von Migration schaffen schwer eine neue Heimat nicht nur für die Migranten der ersten Generation, sondern auch früher oder später für die zweite Generation.
Die Grenzüberschreitungen finden nicht nur an einem Ort statt, sondern zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen geographischen und kulturellen Grenzen, zwischen Zugehörigkeit und Ausgrenzung. Die Eltern bzw. die Figuren der ersten Generation überschreiten diese Grenze nicht ganz. Ganz anders werden die Heimat und die Ortserfahrung der Migranten/-innen zweiter Generation bzw. Hasan erfahren und dargestellt. Sein stark betontes Heimatgefühl kann ihm dabei helfen, zu einem Teil der Gesellschaft in West-Berlin zu werden.
Als Ergebnis lässt sich feststellen, dass der Raum Heimat für Hasan also nach der Wende bedroht ist und seine Heimatgefühle, wie z. B. Sicherheit und Zugehörigkeit nicht mehr
gelebt werden können. Gegen Ende des Romans beschließt Hasan, der sich im vertrauten Westberlin heimisch fühlt, aus Berlin fortzugehen. So endet der Roman mit einem Wunsch nach einem Dritten Raum oder einem Nicht-Ort, was die Orientierungslosigkeit und die Heimatlosigkeit von Hassan zum Ausdruck bringt.


Other data

Title Die Suche nach einer neuen Heimat in Yadé Karas „Selam Berlin“
Authors Reem El-Ghandour 
Keywords Heimat; Raumdarstellung in deutschsprachiger Literatur; Grenzüberschreitung;
Issue Date Jun-2017
Publisher V& R unipress, Göttingen
Series/Report no. Band 23;P. 313-330.
Conference IVG-Tagung 2015 in Shanghai 
Description 
Issued in: „Identitätskonstruktionen in der deutschen Gegenwartsliteratur”. In: "Deutschsprachige Gegenwartsliteratur und Medien" Herausgegeben von Carsten Gansel und Hermann Korte. Band 23. V& R unipress, Göttingen, 2017.
ISBN 978-3-8470-0741-8
ISSN 2198-6304

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